Guter Österreicher, Schlächter Österreicher

Die österreichische Öffentlichkeit erlebte im Frühjahr dieses Jahres 2018 einen kleinen Vergangenheitsbewältigungs-Hype, als der österreichische Filmregisseur Christian Frosch seine neueste Arbeit „Murer – Anatomie eines Prozesses“ beim Grazer Filmfestival Diagonale vorstellte. In diesem Film geht es um den Gerichtsprozess im Jahre 1963 in Graz gegen den österreichischen NS-Funktionär Franz Murer.

Der Landwirt Franz Murer aus der Obersteiermark wurde von der Geschichte in die Rolle des NS-Ghettokommandanten von Vilnius gespült und dort als „Schlächter von Vilnius“ ein Begriff.  Oder besser gesagt: er wurde kein Begriff, denn in Österreich klappte man diesbezüglich das Buch der Geschichte schon relativ bald nach dem Krieg wieder zu und ließ die Sache auf sich beruhen. Murer wurde zu einem anerkannten Landwirtschaftsfunktionär der Österreichischen Volkspartei in der Obersteiermark und als der “Nazijäger“ Simon Wiesenthal es schaffte, ihn trotzdem 1963 in Graz vor Gericht zu bringen, endete das Ganze mit einem Freispruch Murers – trotz der erdrückenden Beweislage für die von ihm im Ghetto von Vilnius verübten Verbrechen. In der Steiermark war der Jubel über den Freispruch groß, so groß wie anderorts die Verwunderung über diesen Prozessausgang. „Guter Österreicher, Schlächter Österreicher“ weiterlesen